Herr Werner, Sie waren schon von 1998 bis 2002 in der Automatenbranche tätig, sind in die Erwachsenenbildung gewechselt und kommen jetzt zurück. Warum?
Weil es eine spannende Branche ist und die Aufgabe, die Gesellschaft für Spielerschutz und Prävention (GSP) als Geschäftsführer zu leiten, eine anspruchsvolle Aufgabe ist. Und gerade von meinem letzten Tätigkeitsfeld – Erwachsenenbildung – kann ich jetzt profitieren, wenn es darum geht, das Schulungswesen weiterzuentwickeln, zu systematisieren und vor allem auf die erwachsene Zielgruppe zuzuschneidern. Eine echte Herausforderung. Und die habe ich gesucht.
Sie waren über zehn Jahre nicht in der Branche tätig – was hat sich verändert?
Die Branche ist sehr viel professioneller geworden. Das kann man überall erleben. Vor über zehn Jahren war das eine andere Welt. Und mit Blick auf meine neue Aufgabe – den Jugend- und Spielerschutz: Das ist inzwischen fest in den Köpfen verankert.
Dass Löwen Entertainment, Löwen Play und die Schmidt-Gruppe eine gemeinsame Gesellschaft für Spielerschutz und Prävention gründen, war auch nicht zu erwarten. Das sind doch Wettbewerber.
Spieler- und Jugendschutz ist zwischen diesen Unternehmen nicht Gegenstand des Wettbewerbs. Alle drei Unternehmen wollen diesen auf einem möglichst hohen Niveau, womit wir beim Aufwand wären, der dafür betrieben werden muss. Und spätestens an dieser Stelle sind die Vorteile einer gemeinsamen, zentralen Gesellschaft so groß, dass sie alle möglichen Vorbehalte aussticht. Im Volumen für den Spielerschutz ist die GSP mit der Betreuung von 6.000 Mitarbeitern an 1.100 Standorten uneinholbar.
Aber die Konflikte hat es schon gegeben.
Natürlich müssen unterschiedliche Kulturen zusammenwachsen. Aber wir kriegen das hin. Prävention wird in allen drei Unternehmen mit der GSP aktiv gelebt. Die GSP ist eine firmenneutrale Einrichtung, die sich um den Spielerschutz kümmert, dafür Impulse liefert und einheitliche Konzepte für alle Kunden entwickelt. Schon heute ist bei diesen die aktive, professionelle Präventionsarbeit elementarer Bestandteil ihres Handelns.
Wie sieht denn die Arbeit der GSP konkret aus?
Wir haben derzeit 22 Mitarbeiter bei der GSP, davon 16 Präventionsberater. Sie bilden das akademische Herzstück unseres Konzeptes. Das sind alles Sozialpädagogen, Pädagogen oder Psychologen. Damit haben wir eine echte Alleinstellung. Deren Arbeit umfasst im Kern drei Bereiche: Schulungen, Betreuungsbesuche in den Spielhallen sowie Unterstützung für Gäste, die nach Hilfe und Rat fragen. Eingeteilt für bestimmte Regionen schulen die Präventionsberater an den jeweiligen Standorten die Servicekräfte in den Spielhallen. Darüber hinaus kümmern sie sich bei regelmäßigen Betreuungsbesuchen vor Ort, ob es aktuelle Themen oder Fragestellungen gibt, die dem Servicepersonal Schwierigkeiten bereiten. Sie stellen dabei auch sicher, dass in den Spielhallen noch genügend Informationsmaterial vorhanden ist. Besonders wichtig ist ihre Funktion als Schnittstelle zwischen Spielgast, Servicekraft und Hilfeeinrichtung. Die enge Zusammenarbeit mit dem Hilfesystem, wie der AGJ Sigmaringen oder der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart, sowie der Austausch mit der Wissenschaft hilft uns, unsere Konzepte permanent weiterzuentwickeln.
Was genau passiert an dieser Schnittstelle?
Die Servicekräfte werden so geschult, dass sie in der Lage sind, zu erkennen, welcher Spielgast ein möglicherweise problematisches Spielverhalten zeigt. Sie werden außerdem trainiert, um das Gespräch mit diesen Gästen zu suchen und ihnen anzubieten, dass ein Präventionsberater sich einmal mit ihnen unterhält. Dabei benutzen sie bewusst nicht die Formulierung Präventionsberater, sondern sprechen beispielsweise von „einem Kollegen, der sich gut auskennt“, um das Angebot niederschwellig zu halten. Der betroffene Spielgast kann dann entscheiden, ob er den Präventionsberater anruft oder sich von ihm anrufen lässt. Daraus ergibt sich die Möglichkeit für ein Gespräch an einem neutralen Ort, bei dem der Präventionsberater nachfragt und aufklärt, auf Hilfeeinrichtungen hinweist und auch Kontakte herstellt oder den Spielgast dorthin begleitet, wenn dieser das wünscht.
Wie oft schaltet das Service-Personal den Präventionsberater ein?
Im Jahr 2017 gab es 4.000 Kontakte zwischen einem Spielgast und der GSP.
Kollidiert das Bemühen um Spielerschutz und Prävention nicht mit den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen, die die GSP tragen?
Nein, ganz im Gegenteil. Spielerschutz ist generell kein Geschäftshindernis. Ein Spielgast mit problematischem Spielverhalten zeigt sich auch sonst oft problematisch. Solche Gäste verhalten sich unter Umständen aggressiv, belästigen andere Gäste und das Personal. Es gibt nichts drum herum zu reden: Spielgäste mit problematischem oder pathologischen Spielverhalten sind das genaue Gegenteil von dem, was die Unternehmen wollen.
Sie steigen jetzt zwei Jahre nach der GSP-Gründung in das Unternehmen ein. Was finden Sie vor?
Ich bin beeindruckt, wie gut die Servicekräfte unserer Kunden ausgebildet sind. Es geht ja nicht nur um ein der Situation angepasstes Verhalten und das Vermögen, auf Spielgäste mit möglicherweise problematischem Spielverhalten zuzugehen. Ebenso wichtig ist, dass die Mitarbeiter unterschiedliche Gesetzeslagen der Bundesländer kennen. Das funktioniert sehr gut und macht sich auch bei den Zertifizierungen der Spielhallen positiv bemerkbar. Die Prüfer stellen fest, dass die Leute vor Ort sehr kompetent sind. Dahinter steckt harte Arbeit: Wir haben 2017 rund 3.100 Mitarbeiter in etwa 300 Schulungen unterrichtet. Darüber hinaus gab es zirka 3.700 Teamgespräche zwischen Präventionsberater und den Mitarbeitern der einzelnen Standorte. Sie finden regelmäßig in den Spielhallen statt.
Wird dieser enorme Aufwand denn mit einem Imagegewinn belohnt?
Ums Image geht es der GSP nicht, es geht um einen professionellen Spielerschutz. Was wir sehr deutlich spüren sind die internen Effekte. Die Servicekräfte unserer drei Gründerunternehmen wissen die GSP-Arbeit extrem zu schätzen. Es ist gut für das Selbstbewusstsein, gut für das eigene Wertesystem, gut für die Identifikation mit dem Arbeitgeber und nicht zuletzt eine Wertschätzung ihrer Arbeit.
Welche Ziele hat die GSP für die Zukunft?
Wir wollen weitere Unternehmen der Branche als unsere Kunden gewinnen. Allerdings müssen sie sich mit unserer Philosophie, wie wir den Jugend- und Spielerschutz leben, identifizieren. Wir sind kein Feigenblatt für unsere Gesellschafter. Wir werden erst Recht kein Feigenblatt für andere sein. Spielerschutz ist keine Frage des Geldes, sondern des Willens. Durch unser Engagement auch im Bereich Gastronomie und Sportwetten werden wir auch weitere Felder besetzen.
Vollständiger Bericht: games & business